Gewalt in der Pflege kann viele Facetten haben. Sie zeigt sich nicht nur in offensichtlichen Handlungen, sondern oft auch in Situationen, die auf den ersten Blick harmlos wirken. Wann beginnt Gewalt? Ist es bereits gewaltsam, wenn eine Pflegekraft eine Bewohner:innen weckt, obwohl diese noch schlafen möchte? Oder wenn sie beim Toilettengang bleibt, obwohl dies nicht nötig wäre? Und wie viel Nähe oder Distanz ist eigentlich gesund? Diese Fragen stehen im Zentrum des alljährlichen Aktionstags „Halt vor Gewalt“ der AZURIT Gruppe.

Seit 2017 wird dieser Tag in über 60 Pflege- und Seniorenzentren der Unternehmensgruppe im Oktober begangen. Das Ziel: Mitarbeiter:innen für die vielschichtigen Formen von Gewalt in der Pflege zu sensibilisieren und Handlungsoptionen aufzuzeigen. „Die Menschen, die bei uns leben, sollen sich in ihrer verletzlichen Situation sicher und wohl fühlen. Dies zu gewährleisten, ist die Aufgabe unserer Mitarbeiter– und das funktioniert nur, wenn auch sie sich sicher und unterstützt fühlen“, betont Markus von Puttkamer, Operativer Geschäftsführer Betrieb der AZURIT Gruppe.

Die Einrichtungen gestalten den Aktionstag individuell, je nach ihren Bedürfnissen. In diesem Jahr umfassen die Themen unter anderem Deeskalationstechniken, eine vertrauensvolle Kommunikationskultur und den Umgang mit psychischem Druck. Eine gesunde Balance zwischen Nähe und Distanz, Empathie und professioneller Distanz wird gefördert. So lernen die Pflegekräfte, auch in schwierigen Situationen ruhig und professionell zu bleiben.

Doch nicht nur die Bewohner sollen geschützt werden. Auch die Pflegekräfte erleben mitunter grenzüberschreitendes Verhalten – sei es durch verbale Angriffe oder unangebrachte Nähe. Wie gehen Pflegekräfte mit solchen Situationen um? „Eine offene Vertrauenskultur ist der Schlüssel“, ergänzt Markus von Puttkamer, Operativer Geschäftsführer Betrieb der AZURIT Gruppe. „Es muss möglich sein, über Überforderung, Missstände oder Fehler zu sprechen – nur so kann man gemeinsam Lösungen finden.“

Der Aktionstag „Halt vor Gewalt“ zielt darauf ab, Gewalt in der Pflege zu enttabuisieren und das Bewusstsein für die Bedeutung von Vertrauen und Kommunikation zu schärfen. Durch kontinuierliche Schulungen und Aufklärung wird die Prävention gestärkt, damit Pflegebedürftige wie Pflegekräfte in einem sicheren Umfeld leben und arbeiten können.

Unterstützung für Betroffene: Gewalt in der Pflege ist ein sensibles Thema, das oft im Verborgenen bleibt. Die Stiftung ZQP (Zentrum für Qualität in der Pflege) hat eine Übersicht von Hilfetelefonen erstellt, die in akuten Krisensituationen Unterstützung bieten. Diese Übersicht ist online unter ZQP Krisentelefone abrufbar. Auch die Telefonseelsorge steht Betroffenen Tag und Nacht zur Seite, erreichbar unter der kostenfreien Nummer 0800 111 0 111.

Für weitere Informationen über das Thema Gewalt in der Pflege bietet die Webseite Pflege.de eine detaillierte Übersicht. Auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat mit der Pflege-Charta eine Informationsplattform bereitgestellt.

Die AZURIT und HANSA Gruppe setzt sich mit ihrem Aktionstag „Halt vor Gewalt“ aktiv dafür ein, dass Gewalt in der Pflege erkannt, verhindert und in einem offenen Austausch thematisiert wird. Ein sicherer Ort für Pflegebedürftige kann nur durch eine sichere Arbeitsumgebung für die Pflegenden geschaffen werden – und genau das steht im Mittelpunkt dieses besonderen Tages.